Internet via UMTS - ein Erfahrungsbericht (Teil 1: Recherche zur UMTS-Verfügbarkeit)

Sonntag, 03. Juli 2011 um 16:40 von Thorsten Schneider in Dies und das
Nachdem mir 1&1 die DSL-Leitung aufgrund einer innerbetrieblichen Panne abgedreht hatte und auch nicht mehr reaktivieren konnte oder wollte, begab ich mich auf die Suche nach einer Alternative.
Einen neuen DSL-Vertrag wollte ich bei 1&1 nicht beauftragen, und aufgrund der schlechten Bandbreite von DSL an meinem Wohnort stellte sich mir ohnehin die Frage, ob es nicht eine bessere Alternative zu DSL gibt.
Als Alternative zu DSL kommen prinzipiell Mobilfunktechnologien oder eine Anbindung via Satellit in Frage. Die Satellitenoption wollte ich aus verschiedenen Gründen erst einmal nicht verfolgen.
Im Bereich des Mobilfunks gibt es inzwischen verschiedene Standards, die sich aus Benutzersicht vor allem durch unterschiedlichen Bandbreiten (technisch ist der Begriff nicht ganz korrekt, gemeint sind eigentlich Datenraten) unterscheiden. Die folgende Tabelle gibt dazu einen kleinen Überblick:
Generation | Technik | Bandbreite (downstream) | Bandbreite (upstream) |
---|---|---|---|
2G | GPRS mit EDGE-Erweiterung | max. 220 kbit/s | max.110 kbit/s |
3G | UMTS | 384 kbit/s - 7,6 Mbit/s | 64 kbit/s - 5,8 Mbit/s |
4G | LTE | 3 - 50 Mbit/s | 720 kbit/s - 10 Mbit/s |
Die obige Tabelle ist eine sehr starke Vereinfachung, da es für jeden Standard auch noch verschiedene Spezifikationen und Erweiterungen gibt, die jeweils eine andere Bandbreite unterstützen. So erklären sich die großen Bereiche in Spalte 3 und 4. Dazu kommt, dass viele Spezifikationen von den Mobilfunkunternehmen und Hardware-Herstellern (noch) gar nicht umgesetzt wurden oder die Bandbreite gedrosselt wird, um die Netze nicht zu überlasten.
Bei der Angabe der Bandbreite habe ich daher Werte genommen, die am Markt auch tatsächlich angeboten und mit der verfügbaren Hardware nutzbar sind.
Welche Bandbreite in der Realität aber tatsächlich erreicht werden kann, hängt aber noch von weiteren Faktoren ab:
1. Gleichzeitige Nutzer der Mobilfunkzelle (eine Mobilfunkzelle besteht im wesentlichen aus einem Handymast, der ein bestimmtes Gebiet versorgt): Die oben genannten Maximalwerte sind nur zu erreichen, wenn man der einzige Nutzer der Zelle ist, wobei verschiedene Mobilfunkstandards jeweils getrennt zu betrachten sind. Prinzipiell teilen sich alle parallelen Nutzer die Bandbreite. Steht also z.B. in der Mobilfunkzelle eine Bandbreite von 7,6 Mbit/s zur Verfügung und 10 Personen laden gleichzeitig Daten aus dem Internet, so stehen für jeden Nutzer zu diesem Zeitpunkt noch 760 kbit/s zur Verfügung.
2. Der Empfangsqualität. Je schlechter der Empfang, desto mehr Datenfehler passieren. Datenpakete müssen ggf. erneut übertragen werden, die effektive Bandbreite sinkt.
In der Praxis wird man daher die in der obigen Tabelle angegebenen Maximalwerte in den seltensten Fällen erreichen.
Der GPRS-Standard mit der EDGE-Erweiterung ist zwar zumindest in den meisten Mobilfunknetzen in Deutschland nahezu flächendeckend verfügbar, kommt aufgrund der geringen Bandbreite als DSL-Ersatz für zuhause aber nicht in Frage.
Wie der Tabelle zu entnehmen ist, bieten lediglich UMTS und LTE Bandbreiten, die eine Nutzung als DSL-Ersatz möglich machen.
Bei UMTS existieren inzwischen ebenfalls verschiedene Spezifikationen und Erweiterungen mit jeweils unterschiedlicher maximaler Bandbreite. Die folgende Tabelle gibt dazu einen Überblick:
Technik | Bandbreite (downstream) | Bandbreite (upstream) |
---|---|---|
UMTS ohne Erweiterung | 384 kbit/s | 64 kbit/s |
HSDPA | 3,6 Mbit/s | min. 384 kbit/s |
7,2 Mbit/s | ||
HSDPA+ | 14,4 Mbit/s | |
21 Mbit/s | ||
HSUPA | 1,45 Mbit/s | |
5,8 Mbit/s |
HSPA (High Speed Packet Access) ist eine Erweiterung für das UMTS-Netz, mit der die Bandbreite für Down- und Upload deutlich erhöht werden kann. Dabei müssen beide Richtungen des Datentransfers (Down- und Upload) getrennt betrachtet werden.
Downstream kommt die Technik HSDPA (High Speed Downlink Packet Access) zum Einsatz, upstream dagegen HSUPA (High Speed Uplink Packet Access). Sowohl die Mobilfunkmasten als auch die Endgeräte müssen jeweils für beide Technologien ausgerüstet sein. Es ist daher möglich, dass an einer bestimmten Stelle zwar HSDPA, also schneller Download, unterstützt wird, nicht jedoch HSUPA (schneller Upload).
Da die meisten Nutzer eher den schnellen Download brauchen, um im Netz zu surfen und größere Datenmengen wie z.B. Videos herunterzuladen, sind ja die meisten Internet-Zugangstechnologien assymetrisch ausgelegt, wie z.B. auch ADSL, das als Standard für den Internetzugang über Telefonleitungen zum Einsatz kommt. Ob dieser Ansatz der assymetrischen Auslegung der Internet-Zugänge in Zukunft noch zeitgemäß ist, halte ich persönlich für fragwürdig angesichts von Online-Speicherplatz für Backups, Cloud Computing mit Anwendungen aus dem Netz, Video- und Foto-Uploads usw.
Um UMTS als Ersatz für eine DSL-Leitung zu nutzen, sollte zumindest die "kleinste" HSPA-Spezifikation, also HSDPA mit 3,6 Mbit/s unterstützt werden, und auch HSUPA sollte gehen ...
Recherche zur Verfügbarkeit von LTE und UMTS
Die LTE-Technologie wird in Deutschland erst seit Ende 2010 ausgebaut und ist bisher nur sehr eingeschränkt verfügbar.
Für den Ausbau von LTE im ländlichen Raum werden vor allem Frequenzen im Bereich von 800 MHz genutzt, die aus der sog. digitalen Dividende stammen, den durch die Digitalisierung des Rundfunks frei gewordenen Frequenzbändern. Diese wurden von der Bundesnetzagentur im Frühjahr 2010 für den Aufbau von LTE-Netzen versteigert mit der Auflage, damit die Breitbandversorgung des ländlichen Raumes zu verbessern.
Die drei Lizenznehmer Telekom, Vodafone und das zum Telefónica-Konzern gehörende O2 bauen jeweils eigene LTE-Netze auf. Den Status des LTE-Ausbaus kann man aktuell jedoch nur bei Vodafone und bei Telekom recherchieren, eine öffentliche Karte zur LTE-Netzabdeckung von O2 gibt es derzeit noch nicht.
Die beiden obigen Karten zeigen die LTE-Netzabdeckung durch Telekom (oben) und Vodafone (unten) am 5.7.2011 für den Raum Nürnberg. Noch ziemlich große "weiße" Flecken ...
Die UMTS-Netze sind bereits deutlich besser ausgebaut als LTE, da diese Technologie bereits 2004 eingeführt wurde.
Neben den drei genannten Unternehmen betreibt auch E-Plus ein UMTS-Netz. Es gibt also in Deutschland insgesamt vier Mobilfunkfirmen, die UMTS-Netze betreiben. Wichtig ist, dass man mit der SIM-Karte eines Anbieters auch nur dessen Netz nutzen kann. Es bringt einem also gar nichts, wenn man eine SIM-Karte von Vodafone hat (D2-Netz), an einem bestimmten Ort UMTS aber nur über das Telekom-Netz (D1-Netz) verfügbar ist.
Ich musste also bei jedem der vier Anbieter recherchieren, wie es mit der UMTS-Verfügbarkeit an meinem Wohnort aussieht.
Dabei ist es sinnvoll, direkt auf den Seiten der vier Netzbetreiber zu recherchieren. Da die entsprechenden Seiten zur Netzabdeckung leider z.T. sehr versteckt und schwierig zu finden sind, stelle ich die direkten Links hier zur Verfügung:
- E-Plus: http://eis03sn1.eplus-online.de/geo/portal/umts
- Deutsche Telekom: http://www.t-mobile.de/funkversorgung/inland/0,12418,15400-_,00.html
- Vodafone: http://www.vodafone.de/privat/hilfe-support/netzabdeckung.html
- O2: http://www.o2online.de/nw/support/mobilfunk/netz/netzabdeckung.html
Diese Karte von O2 ist jedoch sehr ungenau. Die Möglichkeit, eine Wohn-Adresse einzugeben, ist gut versteckt, daher hier der direkte Link: http://gisweb.o2online.de/netcheck/jsp/index.jsp?ID=015&o2_type=goto&o2_label=flash/aktionen-netzabdeckung-verfuegbarkeit-linkurl1
Für meinen Wohnort ergab die Recherche folgendes Bild:
- LTE steht aktuell nicht zur Verfügung
- UMTS steht in den Netzen von O2 und E-Plus ebenfalls nicht zur Verfügung
- Im Telekom-Netz (D1) steht UMTS zur Verfügung
- Im Vodafone-Netz (D2) ist es fraglich, ob UMTS in geschlossenen Gebäuden zur Verfügung steht.
Interessanterweise ist an meinem Wohnort im D2 (Vodafone)-Netz laut grafischer Darstellung der Verfügbarkeitskarte UMTS in geschlossenen Räumen nicht verfügbar, HSDPA jedoch schon (hier nicht dargestellt), was natürlich nicht sein kann. Da meine Wohnadresse nur geringfügig außerhalb des angezeigten UMTS-Bereiches liegt und die Karten ja nicht auf den Meter genau sein können, bringt nur Ausprobieren eindeutige Gewissheit.
Ich beschloss also, mir die Angebote von Telekom und Vodafone näher anzuschauen und beide Netze zu testen. Mehr dazu im nächsten Blog-Beitrag.
Tags: Internet-Zugang , Internet Service Provider , UMTS , LTE , Telekom , Vodafone
Kommentare
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Alexander Dieterli
am Donnerstag, 07. Juli 2011, 19:23
Der Breitbandatlas des BMWi mit Informationen zum Ausbau und der Nutzung
von Zugangs-Technologien zum Breitband-Internet: http://www.zukunft-breitband.de/BBA/Navigation/Breitbandatlas/breitbandsuche.html