Das perfekte Online-Vorstellungsgespräch, Teil 2: Technik-Tipps
Mittwoch, 23. September 2020 um 08:40 von Stefan Wölfel in Arbeitsmarkt und Karriere
Die Blogserie zum gelungenen Online-Vorstellungsgespräch im Überblick:
Gratulation, der potenzielle Arbeitgeber hat angebissen! Deine schriftlichen Bewerbungsunterlagen kamen so gut an, dass du in die engere Wahl kamst und ein Videovorstellungstermin mit dir vereinbart wurde. Jetzt gilt es, für eine gute Verbindung zu sorgen. Welche Stolpersteine im Umgang mit Headset und Webcam lauern und wie du ein gutes Bild abgibst, verraten wir heute im Technikteil unserer Blogserie zum gelungenen Online-Vorstellungsgespräch.
Die Teile unserer Serie:
- Teil 1: Damit das Gespräch klappt: Die wichtigsten Basics
Es gibt einige Selbstverständlichkeiten aus dem analogen Vorstellungsgespräch, die auch online gelten. Zu den grundlegenden Tipps kommen aber noch einige wichtige, spezifische Dinge hinzu. - Teil 2: Technik-Tipps: Es kann immer was schiefgehen
Man braucht keine teure Ausstattung für gute Online-Interviews. Wir zeigen auf, was du tun musst, um das Gespräch sicher über die Bühne zu bringen. - Teil 3: Das Drumherum: Hintergrund, Einstellung, Licht, Kamera
Damit sich deinem Gesprächspartner das beste Bild von dir und deinem Charakter offenbart, geben wir Tipps zur Vorbereitung und Einrichtung. - Teil 4: Online-Gesprächsführung: Der richtige Ton
Es gibt einige kleine Details, die anders laufen als bei einem analogen Gespräch. Wir zeigen dir, wie du auch online den richtigen Ton triffst.
Weiter geht es mit unseren Technik-Tipps zum erfolgreichen Video-Vorstellungsgespräch:
Die eiserne Regel: Teste vorher!
Schon im ersten Teil unserer Serie war ein ähnlicher Tipp dabei – wir rieten dazu, die Software vorher zu testen. Gleiches möchten wir dir auch als Credo für den Umgang mit der Hardware mitgeben: Teste dein Equipment sorgfältig, bevor du ins Vorstellungsgespräch gehst! Wenn du dieser eisernen Regel folgst, ist das schon die halbe Miete für ein störungsfreies Videovorstellungsgespräch. Kein Recruiter wird erwarten, dass du dich in Unkosten stürzt und nur die feinste und beste Hardware vorhältst. Viel wichtiger ist, dass du die Qualität und Tauglichkeit deiner vorhandenen Hardware vorab prüfst und gegebenenfalls mit passendem Zubehör ergänzt.
Tipp Internetgeschwindigkeit: Geh auf Nummer sicher und teste die Internetgeschwindigkeit, z.B. mit einem Tool wie fast.com. Interessant ist dabei vor allem die Upload-Geschwindigkeit, denn sie entscheidet darüber, wie viel von deinem Bild und Ton während des Online-Vorstellungsgesprächs bei deinem Gegenüber ankommt. Als Richtwert: Skype selbst empfiehlt für Videoanrufe 1,5 Mbit/s im Upload. Diesen Wert solltest du nicht unterschreiten.
Mobiles Internet – WLAN – LAN?
Die größte Fehlerquelle beim Online-Vorstellungsgespräch ist die Internetverbindung. Kleine Aussetzer werden noch toleriert, aber wenn nur jedes zweite oder dritte Wort übertragen wird, hinterlässt du einen wenig kompetenten Eindruck bei deinen Gesprächspartnern. Um dieses Risiko zu verringern, solltest du für mehr Bandbreite sorgen. Abgesehen von möglicherweise hohen Tarifen ist das Handy als Hotspot für die Internetverbindung eine wackelige Angelegenheit, von der wir abraten. Mit dem Einsatz des so genannten Tetherings würdest du dir selbst ein Bein stellen. Mobiles Internet reicht einfach nicht aus, setze darum auf jeden Fall eine richtige Internetverbindung und einen PC bzw. Laptop ein.
Profitipp: Nutze ein LAN-Kabel: Auch wenn WLAN bequem ist und bis in den hintersten Winkel deiner Wohnung reicht, kannst du mehr aus deinem Internetanschluss herausholen, wenn du in ein gutes LAN-Kabel mit ausreichender Länge investierst. Günstiger als mit einem Patchkabel kannst du die volle Bandbreite deines Routers kaum ausschöpfen. Damit verringerst du das Risiko von Aussetzern und erhöhst die Chancen, dass ein ruckelfreies und scharfes Videobild beim Gesprächspartner ankommt.
Nicht ohne Headset
Wie vermeidest du Feedbackschleifen? Wenn du über Bordmikrofon und Lautsprecher deines PCs bzw. Laptops telefonierst und diese zu nah beieinanderstehen, kann sich eine Rückkopplung bilden. Die Folge ist ein unangenehmes Pfeifen. Ein Headset schafft hier auf einfache Weise Abhilfe, denn der Ton des Gesprächspartners erreicht gar nicht erst das Mikrofon.
Das richtige Headset
Der Anschluss: Ob ein Headset mit Klinkenstecker oder eines mit USB besser ist, sei erst einmal dahingestellt, denn die Ausstattung deines Rechners hat da ein Wörtchen mitzureden. USB-Headsets haben bei Rechnern mit Standardsoundkarte klanglich die Nase vorn, während Modelle mit Klinke eher bei den hochwertigeren Soundkarten punkten. Achte auf jeden Fall auf den richtigen Anschluss an den Rechner. Auch ein nicht seltener Showstopper: Einige Handy-Headsets kommen mit einer verkürzten Klinke von 2,5 Zoll, die nicht in PC- und Laptopanschlüsse mit 3,5 Zoll passt.
Die Ergonomie: Ob geschlossenes Modell oder In-Ear-Headset, das ist eine Frage des Aussehens und der Ergonomie, die du dir selbst stellen musst, wenn du das Gerät vorher einmal ausprobierst. In-Ear-Headsets sind unauffälliger, sollten aber an das Ohr angepasst sein. Hersteller liefern dazu Passstücke in unterschiedlichen Größen. Beachte auch die Kabellänge des jeweiligen Headsets. Headsets, die manchen Handymodellen beiliegen, sind fürs Vorstellungsgespräch ungeeignet, da sie meist viel zu kurze Kabel aufweisen. Damit würdest du im Gespräch einen sehr verspannten Eindruck machen, wenn du wegen zu kurzer Leine fast in den Bildschirm kriechen musst. Die Lösung könnte natürlich auch ein Bluetooth-Headset sein, das dir mehr Bewegungsfreiheit erlaubt.
Der Klang: Jedes Headset klingt je nach Frequenzverlauf, Abstimmung und Bauart anders. Beispielsweise hat das Microsoft LifeChat LX-3000 mit seinen Ohrpolstern aus Kunstleder einen basslastigeren Sound als das Sennheiser 8.2 USB mit seinen detaillierten Höhen. Dann kommt natürlich auch hinzu, dass jeder Mensch Klang subjektiv anders empfindet.
Insofern solltest du beim Headset einmal genauer hinhören, welches Modell
- zu den Anschlüssen deines Rechners passt und am besten harmoniert,
- für dich am bequemsten am Kopf zu tragen ist und
- den für dich persönlich angenehmsten und verständlichsten Klang bietet.
Die richtige Webcam
Reicht die integrierte Kamera über dem Notebook-Display für das Video-Vorstellungsgespräch aus? Oder sollte ich mir eine externe Webcam kaufen? Wenn du diese Frage beantworten möchtest, solltest du die Auflösung deiner Kamera am Display überprüfen, denn viele interne Modelle verfügen lediglich über eine niedrige VGA-Auflösung von 640 x 480 Pixel. Unter Windows 10 gibst du einfach „Kamera“ in das Suchfeld unten links ein, dann wird dir die Kamera-App angezeigt:
Die genannte Auflösung ist aus heutiger Sicht eher am unteren Ende der Skala angesiedelt, neue Videokameras nehmen in HD auf und ermöglichen 720p-Videoaufnahmen (1280 x 720 Pixel). Sonnenklar: Mit einer höheren Auflösung wirst du einen wesentlich besseren Eindruck machen, aber behalte bitte deine Internetgeschwindigkeit im Auge: LAN-Kabel ist bei höheren Auflösungen Pflicht, WLAN könnte möglicherweise für gleichbleibend stabile Qualität nicht ausreichend sein.
Als Schnittstelle bietet sich USB an. Es gibt auch weitere Modelle, die via Ethernetkabelanschluss bzw. WLAN ins Heimnetzwerk eingebunden werden – allerdings solltest du bei solchen Kameras den (USB- oder Ethernet-)Kabelanschluss dem WLAN vorziehen. (Ein Webcam-Modell mit integriertem Mikrofon benötigst du bei Nutzung eines Headsets natürlich nicht.)
Andere Anwendungen schließen
Schließe alle anderen Anwendungen, die du nicht für das Videogespräch benötigst, insbesondere diejenigen, die das Internet nutzen. Es besteht die Gefahr, dass diese Anwendungen im Hintergrund Dateiübertragungen durchführen, die wiederum zu einer Einschränkung der Bandbreite führen können. Das gilt insbesondere für Anwendungen mit Musik- oder Videowiedergabe. Schließe auch alle Tabs im Browser, die du momentan nicht brauchst. Das gilt vor allem für Webseiten, die sich über Werbung finanzieren. Denn eingebettete Videos mit Autoplay in Tabs, die du nicht mehr beachtest, können versehentlich aktiviert werden. Wenn plötzlich im Hintergrund ein Werbejingle losdröhnt, kann es peinliche Momente geben, für die du vor den Augen und Ohren eines Recruiters eine Extraportion Souveränität brauchen wirst. Also leg es nicht darauf an und eliminiere alle nicht benötigten Browsertabs.
Profitipp: Schalte auch alle Browser-Erweiterungen für die Dauer des Gesprächs ab, denn auch sie gelten als eine Browser-Instanz, die entsprechend Ressourcen verbraucht und das System verlangsamen könnte. Im Chrome gibst du einfach chrome://extensions/ ein, im Firefox about:addons, dann werden alle Erweiterungen angezeigt. Mit einem Schieberegler lassen sie sich in beiden Browsern kurzfristig deaktivieren, und nach dem Gespräch aktivierst du sie einfach wieder.
Checkliste:
- Teste vorher deine Hardware und stelle fest, wo du optimieren kannst.
- Teste deine Internetgeschwindigkeit.
- Nutze die LAN-Schnittstelle des Routers: Besorge dir ein LAN-Kabel und verzichte für die Dauer des Gesprächs auf die Verbindung über WLAN.
- Führe das Gespräch nicht ohne Headset. Besorge dir ein Headset, das zu deiner Hardware – und auch zu dir – passt.
- Deine Webcam sollte in HD aufnehmen und 720p-Videoaufnahmen ermöglichen.
- Webcam mit USB-Anschluss ist am einfachsten anzuschließen und einzurichten.
- Schließe vor dem Gespräch alle anderen Anwendungen und Browsertabs. Deaktiviere außerdem alle Browsererweiterungen.
Das war es für heute mit den wichtigsten Basics. Im kommenden dritten Teil befassen wir uns mit Hintergrund, Einstellung, Licht und Kamera, um auch visuell den besten Eindruck zu hinterlassen. Schau von Zeit zu Zeit wieder vorbei, damit du nichts verpasst.
Hast du weitere Tipps zu den oben genannten? Dann nenne sie uns in einem Kommentar!
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Tags: Online-Bewerbung , Bewerbungstipps